Diskussion pädagogisch orientierte digitale Schulentwicklung

Schulträger setzen flächendeckend auf OpenSource

Antwort: Schulträger setzen flächendeckend auf OpenSource

von gelöscht -
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Guten Morgen Ralf,
ich sehe keine Möglichkeit von heute auf morgen sofort alle Schulen vollständig auf Open Source umzustellen. Die Akzeptanz wäre sehr gering. So viel wie ich in den letzten Wochen darüber mit Lehrkräften gesprochen habe hab ich glaube ich die letzten 10 Jahre nicht geredet. Das Interesse ist enorm, es ist aber noch sehr viel Aufklärung notwendig.

Es ist ein wachsender und wichtiger Prozess. Wir produzieren gerade OER Videos (zwischen 30 Sekunden und 2 Minuten) und stellen dort unser System allgemein vor und dann einzelne Anwendungen. Diese stellen wir den Lehrkräften zur Verfügung.

Wir haben Schulen die sind bereits sehr aktiv und helfen sich selbst. Wir haben aber auch Schulen, die haben einen anderen Fokus und die wollen sich nicht lange einarbeiten, die wollen nicht selbst betreiben sondern sich an das Endgerät setzen und es soll funktionieren.
Linux sehe ich hier als Ideallösung an, keine lästigen Wartezeiten mehr, weil das Windows Update gerade geladen wird usw.
Damit die Schule das versteht ist aber oft viel Arbeit notwendig.
Wir bieten aktuell an, wenn eine SCHILF ansteht kommt jemand aus meinem Team dazu und klärt zum Thema Open Source auf, zeigt praktische Beispiele usw. die Lehrkräfte können vorab auch Fragen senden.
Im Rahmenvertrag haben wir Schulungen fest verankert (monatlich), an diesen nimmt nicht nur das IT Team teil sondern interessierte Lehrkräfte sind genauso willkommen.

Mit OpenWRT haben wir leider nicht so gute Erfahrungen gemacht, von Hardware welche uns mit 500% Preisaufschlag verkauft wurde bis die von dir beschriebene Man-in-the-Middle-Attac bis volle Abhängigkeit von der Gunst einer externen Firma.
Es war eine Erfahrung und wir lernen ja täglich dazu. Da wir perspektivisch (50 Schulgebäude) ca. 2500 Access Points betreuen und jede Schule selbst bestimmt wie das WLAN genutzt wird (pädagogisches Konzept! RADIUS, freies WLAN, Voucher,....) sehe ich keine Möglichkeit dies mit OpenWRT abzubilden. Die Wartung kann aus meiner Sicht kein Träger übernehmen, wir jedenfalls nicht. Für Schulprojekte/AGs usw. halte ich OpenWRT aber für eine nette Idee um Netzwerkgrundlagen zu vermitteln. Auch hier setze ich wieder auf Fortbildung, statt monatlich/jährlich teure Wartungsverträge oder Lizenzen zu kaufen. Ich möchte, dass mein Team gut ausgebildet wird und die Netzwerke selbst betreut, keine Abhängigkeit und volle Flexibilität, Investition in Bildung.

BYOD ist ein wichtiges Thema, aktuell erhalte ich die Frage auch von vielen Lehrkräften. Ich möchte grundsätzlich jedem die Möglichkeit geben ein freies Netzwerk in der Schule zu nutzen. Das ist ja auch vernünftig. Welcher Aufwand dahinter steckt ist vielen nicht Technikern aber einfach nicht bewusst. Ein paar Schlagworte sind da schnell geschrieben. Möchtest du ein Windows 7 Gerät im Netz welches noch nie ein Update gesehen hat und verseucht ist mit irgendeinem Wurm? Wie gehst du sicher, dass dieses Gerät im Netzwerk keinen Schaden anrichtet oder über deinen Anschluss fröhlich SPAM in die Welt sendet?

Solche Geräte werde ich also nie in das "echte" Schul- oder Verwaltungsnetz lassen.
Trotzdem soll jeder Zugriff auf die persönlichen Daten erhalten, das lösen wir über eine Cloud (ebenfalls Teil des Rahmenvertrages). Sobald also Internet vorhanden ist, das kann auch aus der Schule aus einem Gastnetz kommen, hat der Benutzer die Möglichkeit die benötigten Dateien personalisiert aus der Cloud zu laden. Sicher gibt es da noch weitere Ansätze, wir sind immer Gesprächsbereit.

Wir sollten nicht so viel schwarz und weiß denken, ich finde es wichtig sinnvolle und verwaltbare Lösungen zu finden. Bisher musste ich noch nie sagen, der Wunsch einer Schule ist unmöglich, der Weg ist nur manchmal etwas komplexer.

Ich stimme Matthias Baran voll zu, gerade beim letzten Absatz
"Meine Erfahrung also mit freier und quelloffener Software im Anwendungsbereich: es geht super, aber es bedingt und fördert gleichzeitig eine andere Arbeitshaltung. Das muss gewollt, gekonnt und geübt werden. Dazu braucht es Assistenz, Service, Austausch, Raum und Zeit zur eigenen Bildung, Ressourcen zur Entwicklung und Pflege …

Da alles das vielerorts noch nicht existiert, wird es viele Anlaufschwierigkeiten geben, die man aushalten, ernsthaft angehen und die man finanzieren muss.

Mit der Installation einiger freier Tools ist es nicht getan.
"

Das kann ich nur vollständig unterschreiben. Aber der Weg lohnt sich.