Tiefer tauchen ... in das Thema pädagogisch orientierte digitale Schulentwicklung

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Aus der Perspektive einer Schulleitung ist pädagogisch orientierte digitale Schulentwicklung das Zusammenführen verschiedener Perspektiven in einen komplexen Schulentwicklungsprozess unter der Maßgabe pädagogogischer und didaktischer Ziele. Dabei scheint das Schulleitungshandeln an Schulen mit benachteiligter Schülerschaft besonders wichtig zu sein (vgl. Eickelmann et. al 2019: 138f).

Schulleitungen haben hier verschiedene schulbezogene Aufgaben:
  • die Festlegung auf gemeinsame Ziele, 
  • die Entwicklung einer gemeinsamen Zielsetzung und eines schulbezogenen Programms einschließlich Prioritätensetzung,
  • Planung von (agilen) Prozessen für die Umsetzung einschließlich Evaluation,
  • Bereitstellung von Entlastungsstunden / Anrechnungsstunden für Erprobung innovativer Ansätze, Mitarbeit in Gremien, administrative Aufgaben,
  • Einführung themenbezogener Teams und Arbeitsgruppen für die Planung und Umsetzung konkreter Einzelvorhaben (bspw. Pilotklassen, jahrgangsbezogene Erprobung digitaler Konzepte usw.),
  • Fortbildungsplanung für das Kollegium (schulintern),
  • die Schaffung von Anreizen für Lehrkräfte zur Integration von IT-Nutzung in den Unterricht, in Schulprojekte und Lernzeiten, aber auch in die Schulorganisation.

Eine gute Beschreibung, in welcher Weise und in welchem Ausmaß digitale Medien im Unterricht den Lehr- und Lernprozess bereichern, bietet das SAMR-Modell. In vier Stufen wird beschrieben, inwieweit Schüler aktiv mit digitalen Medien arbeiten, etwa wie hoch der Grad der Eigenständigkeit und Kreativität ist, während sie etwa Software, Geräte, Internetinhalte nutzen.


Video: CC BY Christian Mayr

Der aktuelle Stand in den Schulen und innovative Konzepte

Zwar war die Zeit der Schulschließung durch die Corona-Pandemie von März 2020 bis Juni 2020 (teilweise andauernd als Teilöffnung) ein Katalysator für Schulentwicklung (Eckelmann et. al. 2020). Neben verschiedenen Ausstattungs- und Förderprogrammen stellen Bundesländer Lernmanagementsysteme, Messenger und Bildungsinhalte verstärkt zur Verfügung. Das Fortbildungsangebot zum digital-vernetzten Lehren ist seitens der Landesinstitute, zivilgesellschaftlicher und privatwirtschaftlicher Anbieter eklatant gestiegen. Dennoch ist die Herausforderung, auch angesichts der aktuellen Personalsituation an vielen Schulen in verschiedenen Bundesländern, diesen Schulentwicklungsprozess pädagogisch fundiert umzusetzen - nach Maßgabe einer Verknüpfung moderner Pädagogik und aktuellem Stand der Technik. Aufgrund der Dynamik bildungspolitischer Anforderung, insbesondere aber technischer Entwicklungen kann das in klassischen Planungsprozessen nur schwer gelingen. Konzepte wie agile Schulentwicklung befähigen Schulen, sich flexibel an Lernbedarfe und Interessen der Schülerinnen und Schülern, an bildungspolitische Vorgaben und Rahmenbedingungen im Umfeld des Lernortes Schule anzupassen. Agile Schulentwicklung ist durch kleinschrittiges Vorgehen, durch Erprobung und Fehlerkultur, durch Einbezug aller Beteiligten charakterisiert. Prinzipien agiler Schulentwicklung sind dabei:

  • Kollaboratives und individualisiertes Lernen kommt vor Prozessen und Methoden
  • Kompetenzorientierter Lernerfolg vor Dokumentationen
  • Partizipation und Feedback vor Hierarchien
  • Flexible Adaption und kreative Gestaltung vor Langfristplanung und Verwaltungsverfahren

Agile Schulentwicklung funktioniert verstärkt über das Erproben von verschiedenen innovativen Ansätzen etwa in einer Klasse, einem Jahrgang, einer Lerngruppe. Innovative Ansätze beziehen sich auf die konkrete Schule und das Schulprofil. Das kann beispielsweise eine mit den didaktischen Möglichkeiten der Lernplattform Moodle umgesetzte selbstorganisierte Lernzeit sein, das kann der Flipped Classroom im Mathematik- und Chemieunterricht sein, das kann eine Pilotklasse zur Erprobung von Bring Your Own Device oder die Nutzung des Raspberry Pi als Computerarbeitsplatz sein. Ebenso vorstellbar ist die Erprobung einer AG Medienscouts im Ganztag oder die Erstellung von OER-Materialien durch Lehrkräfte und Schülertutoren. Bei agiler Schulentwicklung werden Zwischenergebnisse allen Beteiligten frühzeitig vorgestellt, Nachsteuern ist willkommen. Formale Verfahren, Dokumentationen, Hierarchie stehen hier nachrangig nach sach- und fachbezogener Entwicklung geeigneter pädagogisch-didaktischer Konzepte. Ist ein Pilot erfolgreich, kann eine Ausweitung auf weitere schulische Bereiche vorgenommen werden und Ableitungen für Medienkonzept und Diskussion von Rahmenbedingungen mit Schulträger, Schulverwaltung und Bildungspolitik vorgenommen werden.